Much Wullekatte       

Bücher, Kunst und Musical

Jürgen Wohlfart, mail: Wohlfart.J@googlemail.com

 

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            Leseprobe

   

Vorab-Informationen 

Zum Buch ist ein zweieinhalbstündiges Familienmusical für Kinder ab 5 Jahren und Erwachsene bis 80 Jahren komponiert worden. Es existiert ein fertiges Musicalscript. Das Musical ist mehrere Male erfolgreich aufgeführt worden, u.a. zweimal in Rotenburg/Fulda vor jeweils 1500 Zuschauern. Zu Mandra-Gorana gibt es mittlerweile 2 CD`s, eine Doppel-CD mit dem gesamten Hörspiel inclusiv aller zwanzig Musiktitel und eine mit Entspannungsgeschichten und Einschlafmusik für Kinder ab 3 Jahren.

 

Was man wissen sollte...

Mandra-Gorana: Fantasie-Staat in einer Höhle unter dem Eis der Antarktika.
Gowichte: Bewohner von Mandra-Gorana. Sie werden aus den Wurzeln der Mandragora-Pflanzen, den Alraunen, geschnitzt. Sie wachsen auf riesigen Plantagen in Mandra-Gorana.
Monk: Das ist der Vorname aller Gowichte in den ersten drei Monaten ihres Lebens. Den geschnitzten Alraunenknollen haucht der Präsident von Mandra-Gorana in dem gleichen Moment Leben ein, in dem irgendwo auf der Erde eine Eizelle mit einer Samenzelle im Mutterleib einer Frau verschmilzt.
Gor: So heißen die Gowichte im 2. Semester, vom 4. bis zum 6. Monat. Aus Monk Snah wird nun Gor Snah.
Goran: Das ist der Vorname aller Gowichte im 3. Semester vom 7. bis zum 9. Monat ihres Fetus.
Mangor: Haben die Gowichte ihre 9-monatige Ausbildung nach 3 Semestern beendet, werden sie zu Mangor ernannt. So heißen die Gowichte bis zum 18. Lebensjahr des ihnen zugewiesenen Menschen. Sie sind für Menschen unsichtbar, es sei denn, sie haben sich in ein Tier oder in einen Menschen verwandelt. Aus Goran Snah wird nun Mangor Snah. Mangor Snah ist für Hans zuständig.
Much: So heißen die Gowichte, nachdem sie ihre Beschützeraufgabe nach Vollendung des 18. Lebensjahres der Menschen beendet haben. Sie haben dann besondere Aufgaben in Mandra-Gorana zu erfüllen. Jeder Much war zu Beginn seines Lebens Monk, Gor, Goran und Mangor.

Professor Dr. Much Gorantoteles: Präsident von Mandra-Gorana
Professor Much Etu: Lehrer für Weltkunde
Professor Much Truk: Lehrer für Alraunenkunde
Professor Much Kirtap: Lehrer für Verwandlungskunde
Dr. Much Nitram: Lehrer für Gowicht-Anatomie
Much Wullekatte: Sekretär des Präsidenten, Erzähler der Geschichte
Wichtula: Hauptstadt von Mandra-Gorana, Sitz der Universität
Lefuet: Verstoßener Gewicht; Gründer von Lefuet-Terra; er hat sich zum Ziel gesetzt, das Böse auf der Welt zu verbreiten.
Kopfkraut: Allen Monk, Gor und Goran wachsen Mandragora-Blätter auf dem Kopf. Die Blätter bilden sich in den unterschiedlichsten Formen. Bei manchen sehen sie wie grüner Salat, bei anderen wie Feldsalat oder wie Endiviensalat aus. Alle Ausprägungen sind möglich. Eines haben jedoch alle Blätter gemein: Die Gowichte können sich von ihnen ernähren. Bei den Mangor vertrocknen die Blätter langsam, da diese ja ausgewachsen sind. Bei den Much befinden sich nur noch vertrocknete Reste auf den Köpfen.

Blumenantennen: Die Gowichte kommunizieren mit ihnen ohne zu sprechen. Sie leuchten und wachsen aus dem Kopfkraut heraus.
Parabolohren: Bei den Mangor und den Much riesengroß. Mit ihnen halten sie Kontakt zu ihrem Menschlein.
Verwandlungen: Gowichte können sich in alle Lebewesen der Erde verwandeln. Das lernen sie bei Professor Much Kirtap.


 

Drei Kapitel des 253 Seiten langen Buches

 4. Das Geheimnis der Alraunenzucht

Was die Ordnung betrifft, ist Professor Much Truk das genaue Gegenteil seines Kollegen Much Etu. Auch seine Figur unterscheidet sich so sehr von der des Kollegen wie die einer schlanken Gazelle von der eines dicken Nilpferdes. Professor Much Truk ist ähnlich groß wie Professor Much Etu, dafür aber mächtig breit. Sein Bauch ist so dick, dass deshalb seine Arme immer zu kurz sind, wenn sie vor dem mächtigen Torso koordiniert hantieren sollen. Wenn er an seinem Labortisch steht und eine seiner geliebten Mandragora-Pflänzchen eintopfen will, dann reicht die Länge seiner kurzen Arme einfach nicht aus, da kann er seinen Bauch noch so fest gegen die Tischplatte pressen. Deshalb erledigt er diese Arbeiten nur im Sitzen auf einem niedrig eingestellten Stuhl. Da kann er den größten Teil seines mächtigen Bauchgewölbes unter die dann in Brusthöhe befindliche Tischplatte schieben. Seine Kollegen munkeln, er sei deshalb so rund, weil er häufig von den Mandragora-Blättern seiner Schüler nascht. Und das stimmt auch, aber er entschuldigt das immer mit der Behauptung, er müsse den Nährstoffgehalt der Blätter und den Gesundheitszustand seiner Schützlinge prüfen.

Eben sitzt Professor Much Truk in seinem Labor und bereitet sich auf seinen Unterricht in der Klasse Monk Alpha vor. Sein Arbeitszimmer ist absolut keimfrei und sauber, nicht ein Stäubchen ist zu finden. An den Wänden stehen Glasschränke mit allen möglichen Töpfen, Gläsern und Tiegeln. An den Wänden hängen wohl geordnet und perfekt ausgerichtet unzählige Schautafeln von Mandragora-Pflanzen und Monk-, Gor-, und Goranwesen in ihren jeweiligen Entwicklungsstadien. Und in einem riesigen Regal stehen unzählige Pflanztöpfe mit Mandragora-Pflanzen in allen verschiedenen Größen und Wachstumsstadien.

Wenn er in seinem Labor ist oder wenn er unterrichtet, trägt der Professor immer einen schneeweißen Kittel. Er bildet wegen seines dicken Bauches ein so mächtiges Zelt, dass sich darunter mühelos 5 Monk verstecken könnten. Professor Much Truk ist immer fröhlich und gut gelaunt und in dieser Stimmung begibt er sich, ein lustiges Muchlied pfeifend, auf den Weg zum Klassenraum der Klasse Monk Alpha. Vorher hat er noch zur Anschauung behutsam zwei Töpfchen mit kräftigen Mandragora-Pflanzen aus dem Regal genommen und in seine Kitteltaschen versenkt. Vor der Klassentür stehen die neuen Monk-Schüler brav an. Auf einem Blick sieht er, dass die letzten vier in der Reihe mit dicken Backen kauen.

„Habt ihr es also schon alleine herausbekommen, ihr Naschkatzen? Hattet wohl mächtig Kohldampf, oder? Kann ich voll verstehen, ihr Schlingel!”, spricht er Monk Asiul, Monk Slin, Monk Arual und Monk Neelam an. Die vier trauen sich nur verschüchtert mit den Köpfen zu nicken, weil sie befürchten, schon wieder etwas Unerlaubtes getan zu haben. Etwas zu sagen, war wegen der üppig gefüllten  Backen sowieso nicht möglich.

„Na dann wollen wir das den anderen auch noch beibringen”, sagt Professor Much Truk und schließt dabei die Klassenraumtür auf.

„Hallo, wie ihr wisst, bin ich Professor Much Truk. Wir hatten ja schon das Vergnügen miteinander!” Monk Arual, Monk Neelam, Monk Slin und Monk Asiul beziehen diese Form der Begrüßung auf ihre freundliche Begegnung mit dem Professor auf dem Flur, aber alle anderen schauen sich verständnislos und verunsichert an.

Als alle Monk ihre Plätze eingenommen haben, schaut er den vier Freunden ins Gesicht und als er sich vergewissert hat, dass sie endlich ausgekaut haben, fragt er: „Na, ihr Feinschmecker, nun erzählt einmal, wie ihr das herausbekommen habt!”

„Das hat Monk Arual herausgefunden!”, meldet sich Monk Neelam zu Wort und mit einem auffordernden Blick, das Ganze doch bitte zu erklären, schaut er zu ihm hinüber. Monk Arual versteht dieses Zeichen und erzählt von seinen Beobachtungen auf dem großen Schulhof. „Ja, und dann haben wir einfach einmal unseren eigenen Kopfsalat gekostet und fanden ihn ausgesprochen famos. Besonders lecker ist der von Monk Asiul, irgendwie süßer und saftiger!”

Die ganze Klasse lacht und Professor Much Truk lässt es sich natürlich nicht nehmen, sofort bei Monk Asiul ein Blatt zu probieren. Er schließt die Augen und kaut genüsslich.

„Oh, ja, welch köstliches Gewächs!”

Zunächst ganz vorsichtig und behutsam knipst sich jetzt jeder Monk ein Blatt von seinem Kopf. Einige riechen erst daran, reißen eine kleine Portion davon ab, um es dann skeptisch und behutsam kauend zu kosten. Andere gehen ganz anders zu Werke: Sie schieben sich gleich das ganze Krautblatt in den Mund und mampfen genüsslich drauf los. Das Ergebnis ist bei allen gleich: Die Monk-Gesichter strahlen vor Verzückung als Ausdruck des allerhöchsten Genusses. Von überall ertönt das schmatzende „Oh, ist das lecker!“ Jetzt entsteht ein großes Durcheinander in der ganzen Klasse, keiner ist mehr auf seinem Platz zu halten. Alle gehen mit dicken Backen kauend reihum und kosten den Kopfsalat der Klassenkameraden. Monk Slin und Monk Neelam durchwühlen sich gegenseitig ihre Kopf-Plantagen wie zwei Schimpansen, die ihr Fell auf der Suche nach Läusen durchstöbern. Sie haben festgestellt, dass die ganz kleinen, hellgrünen Salatblätter am Grunde ihrer Kopf-Plantage die leckersten sind. Genau wie die Schimpansen die Läuse, stopfen sie sich ein kleines Blatt nach dem anderen mit spitzen Fingern in ihre unersättlichen Münder. Der Gemüsegarten auf ihren Köpfen sieht bald so aus wie ein Urwald, über den ein Hurrikan hinweggefegt ist. Noch schlimmer sieht nur der Kopf von Monk Asiul aus. Denn natürlich will jeder die Behauptung überprüfen, dass sein Kopf-Gemüse das absolut leckerste von allen sein soll. Die Folge ist, dass nur noch wenige verlorene Blätter auf seinem Kopf verblieben sind.

Professor Much Truk stört das Durcheinander in der Klasse keineswegs. Im Gegenteil, kann er doch die Situation auch für sich nutzen, um seinen übermächtigen Bauch mit jungem, zartem Kopfgemüse zu füllen. Auch er geht von einem Monk zum anderen und stopft sich in höchster Verzückung ein Blatt nach dem anderen in seinen Mund.

Erst als endlich alle satt sind, suchen die Monk nach für nach ihre Plätze auf und reiben sich satt und träge ihre gefüllten Bäuche. Nun fängt der Professor mit seinem Vortrag an.

„Wenn ihr bei Professor Much Etu aufmerksam zugehört habt, dann habt ihr sicherlich begriffen, dass unser Land Mandra-Gorana seinen Namen von den riesigen Mandragora-Plantagen hat. Sie wachsen hier bei uns, in unserer riesigen Eishöhle, viele hundert Meter unter dem Eis von Antarktika. Es gibt sie auch an anderen Orten dieser Welt, aber nur hier bei uns entwickeln sie sich zu magischen Pflanzen.

Und dann erzählt Professor Much Truk, dass auch sie, die kleinen Neu-Monk, ihr Leben diesen Pflanzen, die er so sehr liebt, verdanken. Das interessiert seine Schüler nun ganz besonders, denn jeder hat ja ein verständliches Interesse daran, zu erfahren, wie man eigentlich entstanden ist.

„Also,” erklärt der Professor weiter, „immer dann, wenn auf der Welt ein kleines Menschenkind entstehen soll, wird in Mandra-Gorana ein Samenkorn der Mandragora-Pflanze in das Eis der Plantage eingeschmolzen. Das Samenkorn wächst zu einer wunderschönen Mandragora-Pflanze heran. Es wird von vielen Much-Gärtnern gepflegt und umsorgt, damit ihm auch ja nichts passiert. Nach einiger Zeit liebevoller Pflege ist die Mandragora-Pflanze ausgewachsen und irgendwo außerhalb von Mandra-Gorana kann nun im Leib einer Menschen-Frau wieder eine Eizelle befruchtet werden. Daraus wächst dann in neun Monaten ein neues Menschen-Kind.“

Der Professor unterbricht seinen Vortrag, da Monk Neelam seinen Arm hebt.

„Was ich nicht verstehe, Herr Professor, was haben denn die Mandragora-Pflanzen mit den Babys der Menschen zu tun?”

„Das ist eine gescheite Frage,” antwortet der Professor, „aber lass mich weiter erzählen, dann wird sich deine Frage erübrigen.”

Und schon fährt Professor Much Truk fort und die Monk lauschen gebannt seinen Worten, denn sie begreifen allmählich, dass eigentlich von ihnen die Rede ist. Er erklärt, dass die Mandragora-Pflanzen nun vorsichtig aus dem Eis gehackt werden. Unter dem Eis habe sich eine kräftige Knolle gebildet, die in ihrer Form einem kleinen Monk schon sehr ähnlich ist. Die Schüler lernen, dass die Knollen Alraunen heißen und anschließend von geschickten Much-Schnitzern in die tatsächliche Monk-Form geschnitzt werden.

„Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Alraunen noch Pflanzen und ihr Grünzeug schmeckt bitter und sauer.“

Professor Much Truk verzieht angewidert das Gesicht.

„Einfach fürchterlich, das Zeug! Ungenießbar!“

Dann fährt er fort.

„Wenn die Schnitzarbeiten abgeschlossen sind, kommt unser Präsident, Professor Dr. Much Gorantoteles und begutachtet die Arbeit der Much-Schnitzmeister. Ist er damit zufrieden, kommen die geschnitzten Alraunen in eine Bruteishöhle, wo ihnen unser Präsident genau in dem Moment Leben einhaucht, in welchem eine Samenzelle mit einer Eizelle im Bauch einer Menschenfrau verschmilzt. Nach kürzester Zeit verwandelt sich die leblose Alraune in ein Monk-Kind. Dann werden sie von unserem Präsidenten eigenhändig in der heiligen Milch unseres Mandra-Gorana-Gletschers gewaschen. Erst dann beginnt der Unterricht bei uns Professoren.”

„War das bei uns auch so?”, will Monk Slin wissen.

„Ja, das war bei euch auch so, genau wie bei allen Gowichten auf der ganzen Welt!”, antwortet Professor Much Truk.

„Aber trotzdem weiß ich noch immer nicht, was das Ganze mit den Babys der Menschen zu tun hat?”, fragt Monk Neelam erneut.

„Ganz einfach!”, erläutert der Professor. „Wenn ihr aus der Bruteishöhle zu uns in die Universität kommt, dann beginnt die befruchtete Eizelle sich im Mutterleib zu teilen. Man nennt sie nun Embryo. Dann besucht ihr jeweils ein Semester lang die Monk-, anschließend die Gor- und schließlich die Goran-Klasse. Dann erst seid ihr so weit gerüstet, eure eigentliche Bestimmung zu erfüllen, nämlich als echte Mangor für euer jeweiliges Menschlein zu arbeiten. Bis dahin sind insgesamt neun Menschenmonate vergangen und eure Menschenbabys werden geboren, irgendwo draußen in den Ländern der Menschenwelt.”

„Wieso unser Menschenbaby?”, fragt Monk Arual neugierig.

„Na weil ihr die Mangor dieser Menschenbabys sein werdet, solange, bis sie erwachsen sind. In dieser Zeit müsst ihr jederzeit für sie da sein, ununterbrochen über sie wachen und sie beschützen!”

In der Klasse Monk Alpha entsteht ein lebhaftes, aufgeregtes Gemurmel.

„Herr Professor Much Truk, heißt das, dass schon jetzt ein kleines Menschlein im Bauch einer Menschenfrau wächst, für das ich in wenigen Monaten verantwortlich bin?”, fragt Monk Neelam ganz aufgeregt.

„Ja, das hast du richtig verstanden, und dieses Menschenbaby wird einen ganz ähnlichen Namen bekommen, wie du ihn jetzt hast!”, antwortet der Professor.

In der ganzen Klasse breiten sich strahlende Gesichter aus. Einige Monk hält es nicht mehr auf ihren Sitzen. Sie drängen sich um das Pult des Professors herum und wollen wissen, wie ihr Menschlein aussieht und wo es sich befindet.

„Langsam, langsam!”, beruhigt der Professor die aufgeregten Monk. „Nicht so ungeduldig! Das werdet ihr im Unterricht von Professor Much Maharba erfahren. Menschenkunde ist sein Gebiet. Für den Moment habt ihr genug erfahren. Ihr solltet euch jetzt erst einmal mit dem, was ihr heute gelernt habt, zufrieden geben.”

Die Monk schauen aus verständlichen Gründen etwas „betröpfelt“ aus ihrem Kraut, das inzwischen bei allen schon wieder mächtig nachgewachsen ist.

„Dann erklären Sie uns doch wenigstens noch, was es mit unserem Kopfsalat auf sich hat, Herr Professor!”, übertönt Monk Asiul das Stimmengewirr der aufgeregten Schülermenge.

„Na, gut!”, lenkt der Professor ein und zupft dem kleinen Monk Asiul ein saftiges Blatt vom Kopf, um es genüsslich in seinen Mund zu stopfen. „Was euch auf dem Kopfe wächst, ist das Kraut der Alraune, also der Mandragora-Pflanze. Nach der geheimnisvollen Waschung durch unseren ehrenwerten Präsidenten wird es plötzlich viel saftiger und zuckersüß. Einfach köstlich, sag ich euch. Es sieht bei jedem Monk unterschiedlich aus und wird auf eurem Kopf so lange sprießen, bis ihr ausgewachsen seid, also bis zum Ende eurer Ausbildung an dieser Uni. Fertige Mangor und alle Much brauchen keine Nahrung mehr, denn sie werden ja schließlich nicht mehr größer. Da hört das Wachsen des Kopfsalates dann langsam auf. Es vertrocknet und wird ungenießbar. Ist doch logisch! Wenn man ausgewachsen ist, braucht man nicht mehr zu wachsen, oder? Richtig ekelig schmeckt dieses trockene Zeug dann! Bei manchen fällt es auch fast ganz aus.“

Um das zu untermauern, hebt Professor Much Truk seine Muchmütze und tatsächlich: Er hat nur noch einen kümmerlichen Kranz verdörrter Krautreste auf dem Kopf. Alles Übrige ist glatt wie die Schlitterbahn draußen auf dem Eisspielplatz.

„Aber ich nasche dennoch gerne von eurem Kraut und deshalb wachse ich immer weiter, aber leider in die Breite! Seht ihr?”

Er streckt seinen mächtigen Bauch nun noch weiter vor und versucht ihn mit seinen viel zu kurzen Armen zu umfassen, was ihm trotz der größten Anstrengung natürlich auch diesmal nicht gelingt.

Und dann wippt sein Bauchgewölbe rhythmisch auf und nieder, weil der Professor selbst herzlich über dieses Unvermögen lachen muss.

„So, ihr Monk, dann tschüss, bis morgen!”

Er nimmt seine Töpfe mit den Mandragora-Pflanzen, die er vorher zur Anschauung durch die Reihen hat wandern lassen, zupft diebisch bei Monk Neelam, Monk Arual und Monk Slin noch ein frisch nachgewachsenes Krautblatt vom Kopf und geht genüsslich kauend aus dem Raum.

„Lecker, einfach eine gowicht-himmliche Köstlichkeit, dieses Kopfkraut der frischen Monk!”, hören die Monk ihn noch brummeln, dann ist er im Flur verschwunden.

 

5. Besuch bei Gor Nairolf

Für heute ist der Unterricht vorbei. Das heißt, das ist eigentlich falsch ausgedrückt, denn in Mandra-Gorana gibt es kein Heute und kein Morgen,keinen Tag und keine Nacht. Das Heute wird ja draußen in der Menschenwelt durch die Nacht vom Morgen getrennt. Und in Mandra-Gorana gibt es nun mal keine Nacht, es ist immer gleich hell. Für Menschenaugen jedoch eher dämmerig. Etwa so, wie bei den Menschen in einer Vollmondnacht. Das macht aber gar nichts, denn die Gowichte hier kennen keinen Unterschied zwischen hell und dunkel. Ihre Augen sehen bei allen Lichtverhältnissen immer gleich scharf. Die Gowichte schlafen fast nie. Nur wenn sie sich draußen in der Menschenwelt viel verwandeln müssen, werden sie auch einmal müde. Solange sie hier in Mandra-Gorana sind, brauchen sie keinen Schlaf, weil sie in dieser riesigen Eishöhle niemals müde werden. Es ist sehr sinnvoll, dass sie wenig Schlaf brauchen, denn wenn ein Mangor einem Menschlein zugeteilt ist, dann muss er immer auf der Hut sein. Natürlich auch dann, wenn die Menschen in der Nacht schlafen. Was würde ein Mangor einem Menschenkind nützen, wenn er eingeschlafen ist? Gar nichts! Ist doch klar!

Wie schon gesagt, gibt es in Mandra-Gorana keine Tage und Nächte, auch keine Wochen und Monate und keine Jahre und Jahrzehnte. Die Gowicht-Kinder richten sich nur nach den Semestern. Für sie ist einzig bedeutsam, wann das Goran-Semester herum ist. Dann werden ihre Menschenkinder geboren und neun Menschen-Monate sind vergangen. Aber das ist ja schon von Professor Much Truk erklärt worden. Mehr Zeiteinteilung ist für die Monk nicht von Interesse. Deshalb braucht man natürlich auch nicht so etwas wie Uhren. Dennoch ist es an der Universität von Wichtula bisher nur selten geschehen, dass ein Monk-Kind zu spät zum Unterricht erschienen wäre. Es gibt auch keine Stundenpläne zur Orientierung wie bei den Menschenkindern.

Das ist zum jetzigen Zeitpunkt kaum zu verstehen und deshalb nur schwer zu erklären. Es muss euch reichen, dass es der Professor, der gerade den Unterricht beginnen will, irgendwie schafft, seine Schüler rechtzeitig vor die Klassentür zu bestellen. Aber das macht er ohne etwas zu rufen oder etwa eine Schulglocke zu läuten. Das Weiterleiten einer Meldung geschieht über die leuchtenden Blumen-Antennen auf den Köpfen der Professoren. Sie senden damit Signale zu ausgewählten Schülern, die diese über ihre großen Ohrmuscheln empfangen können, aber ohne etwas zu hören - irgendwie ohne Schall.

Die Professoren reden jetzt noch nicht gerne darüber, denn das soll so lange ihr Geheimnis bleiben, bis ihre Schützlinge die Ausbildung beendet haben. Das ist auch sehr gut so, denn man stelle sich einmal vor, welches Durcheinander es gäbe, wenn sich alle Studenten der Uni von Mandra-Gorana gegenseitig per Kopfantennen Befehle erteilen könnten. Das gäbe ein heilloses Funkdesaster! Deshalb dienen die herrlichen, blumigen Kopfantennen der Studenten nur als zusätzliche farbenfrohe Zierde ihrer niedlichen mit Grün bewachsenen Köpfe. Zumindest sollte es so sein – bis sie eben zum Mangor ausgewachsen sind.

 

Der Unterricht bei Professor Much Etu und Professor Much Truk hat den vier Monk-Freunden unheimlich viel Spaß gemacht. Alle Schüler der Monk-Klasse Alpha haben sich dadurch verändert. Sie wissen nun, wie sie entstanden sind und welche Aufgabe sie einmal zu erfüllen haben. Da ist es bei den Monk genau wie bei den Menschen: Man wird einfach glücklicher und zufriedener, wenn man weiß, dass man eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hat.

Jetzt haben die Schüler Freizeit. Monk Neelam, Monk Arual, Monk Asiul und Monk Slin beschließen, sich das riesige Universitätsgebäude etwas genauer anzuschauen. Zuerst durchstromern sie das Monk-Gebäude, in dem nur die Schüler des ersten Semesters unterrichtet werden.

Die Universität ist wie alle Gebäude in Wichtula aus Eis gebaut. Das bietet sich ja auch an, denn andere Baumaterialien als Eis gibt es in Antarktika nicht. Viele Maurer-Much sind gerade damit beschäftigt, neue Klassenräume aus zurechtgeschnittenen Eisblöcken zu mauern. Die Universität muss laufend vergrößert werden, da auf der Welt immer mehr Kinder geboren werden. Deshalb werden natürlich auch immer mehr Mangor gebraucht. Das Bauen der Maurer-Much ist aber auch das einzig Interessante, was die vier Freunde in diesem Gebäude entdecken können. Deshalb wird es ihnen hier bald zu langweilig.

„Lasst uns einmal hinüber in das Gor-Gebäude am anderen Ende des Spielplatzes gehen!”, schlägt Monk Slin vor.

Die anderen sind skeptisch, da keiner so genau weiß, ob das erlaubt ist. Dann siegt aber doch die angeborene Neugier und sie schlittern über den riesigen Spielplatz aus Eis zu dem Gebäude, in das sie im 2. Semester umziehen werden. Niemand hält sie zurück und ihnen fällt beim Betreten des Geländes auf, dass die Gor-Kinder hier schon viel größer sind als im Gebäude der Monk. Sie gehen einen langen Gang entlang, von dessen Ende ihnen ein mächtiges Getöse entgegenhallt und biegen schließlich um eine Ecke.

„Was ist das denn?”, fragt Monk Asiul und zeigt mit seinem ausgestreckten rechten Arm in den riesengroßen Raum, der sich da vor ihnen auftut. Anscheinend sind sie in der Aufenthaltshalle des Gor-Gebäudes gelandet. Hier herrscht ein absolutes Chaos und Durcheinander. Es wimmelt nur so von allen möglichen Kreaturen: Da gibt es ganz normal aussehende Gor, allerdings etwas größer als sie, winzig kleine Lebewesen mit sechs Beinen, ein großes, dickes mit einem langen Schlauch als Nase, alle möglichen Sorten von mittelgroßen Kreaturen auf vier Beinen, mit langen Schwänzen und in allen möglichen Farben. In der Mitte thront ein vierbeiniges Lebewesen mit gelb-weißem Fell und einem unglaublich langen Hals, um den ein Schwarm von fliegenden Lebewesen kreist, die allesamt ein wenig Ähnlichkeit mit Monk Arual in seiner Sturzflugverkleidung haben. Um die Eisbänke und -tische herum wuseln die verschiedensten Kreaturen, die etwa so groß sind wie sie selbst, die mal auf zwei und mal auf vier Beinen laufen. Sie sind die lebhaftesten von allen. Sie hüpfen von Eisbank zu Eisbank, streiten sich und manche versuchen gar die Eiswände hochzuklettern. Es ist ein ohrenbetäubender Lärm in der Halle. Aber zu verstehen ist nichts, da alle eine unverständliche Sprache sprechen. Monk Neelam, Monk Arual, Monk Asiul und Monk Slin begeben sich mitten ins Getümmel.

„Ich dachte in Mandra-Gorana leben nur solche Wesen wie wir es sind!”, äußert sich Monk Arual. Seine Bemerkung ist eigentlich für seine drei Freunde bestimmt, aber ein mittelgroßer Gor, der etwa fünf Schritte entfernt von ihnen auf dem Boden sitzt, hat Monk Aruals Bemerkung gehört.

„Das sind sie auch, nur die meisten haben sich gerade verwandelt. Ihr seid Frischlinge, nicht wahr? Ab dem 2. Semester dürft ihr das auch. Muss aber erst gelernt werden, bei Professor Much Kirtap!”

„Na klar, wie dumm von mir, da hätte ich doch selber darauf kommen müssen. Danke, es ist sehr nett von dir, dass du es uns erklärt hast! Ich heiße übrigens Monk Arual und das sind Monk Neelam, Monk Asiul und Monk Slin. Wir sind Erstsemestler von drüben aus dem Monk-Gebäude,” sagt Monk Arual, geht auf den Gor zu und reicht ihm die Hand.

„Angenehm, heiße Gor Nairolf, habt aber Glück gehabt, dass ihr hier reingekommen seid, ist normal verboten. Stand denn kein Aufpasser vor der Tür?”

„Wir haben keinen gesehen und uns hat niemand gesagt, dass der Aufenthalt hier für uns nicht erlaubt ist!”, äußert Monk Asiul mit etwas verunsicherter Stimme. Gor Nairolf merkt, dass Monk Asiul einen ängstlichen Gesichtsausdruck bekommt.

„Verlier` mal nicht gleich vor Angst dein leckeres Kopfkraut! Ist zwar verboten und passiert ist ja auch nichts. Nachher kann ich euch rausschmuggeln. Kenn einen geheimen Eisgang!”

Monk Asiul wirkt augenblicklich beruhigt.

„Danke, bist ein netter Kerl!”, sagt er zu Gor Nairolf.

„Hier sind alle ausnahmslos supernett, ist ja schließlich unsere Berufung,” sagt Gor Nairolf.

„Na, wenn ihr schon hier seid, dann kann ich euch den Laden ja mal erklären. Schafft euch vielleicht Pluspunkte beim Verwandlungs-Professor, wenn ihr schon einiges wisst.”

Die vier neugierigen Freunde sind natürlich sofort begeistert. Sie setzen sich zu Gor Nairolf auf den Boden, lehnen sich gemütlich an die Wand und überlassen ihm das Wort.

„Bevor ich anfange, eine Bitte: Ich glaub`, ich habe so was wie `ne Allergie gegen mein eigenes Kopfkraut. Krieg immer Blähungen davon und eures sieht so unendlich lecker und saftig aus. Seid gesunde Monk-Frischlinge. Stellt ihr mir ein bisschen Futter zur Verfügung? Hab so was wie `ne Antarktika-Höhle im Bauch.” Die vier Freunde glauben zwar nicht so recht an Gor Nairolfs Blähungen - dafür ist das schelmische Grinsen in seinem Gesicht zu deutlich -, aber keine Frage, jeder von ihnen opfert natürlich gerne bereitwillig einige Büschel seines Kopfsalates. Gor Nairolf macht sich gierig darüber her.

„Danke euch, Freunde, gibt nichts Leckereres als frisches Frischlings-Kopf-Gemüse!”

„Also,” fängt er kauend an, „das alles hier geht eigentlich ganz einfach, wenn man es kann. Bei Professor Much Kirtap lernt ihr das in den nächsten Vorlesungen. Das, was ihr hier seht, sind alles Lebewesen, die es draußen in der Welt, außerhalb von Mandra-Gorana, gibt.”

„Was denn, so große und dicke Viecher leben da draußen?”, fragt Monk Neelam und zeigt auf das Lebewesen mit dem langen Hals und das mit dem Nasenrüssel.

„Natürlich”, erklärt Gor Nairolf, „ganz früher muss es sogar noch viel, viel größere gegeben haben! Die Menschen nennen diese Kreaturen übrigens Tiere. Also diese Riesentiere sind dann allerdings ausgestorben, als ein mächtig großer Brocken auf die Welt aufgeplatscht ist, oder so ähnlich. Na, jedenfalls hat uns der Much Kirtap Zeichnungen von diesen Riesen gezeigt. Waren außerdem zehnmal so groß wie der Elefant da!”

„Elefant? Was ist das?”, will Monk Arual wissen.

„Na dieses Nasenviech da in der Mitte. Ach so, Entschuldigung, könnt ihr ja nicht wissen, ihr lernt ja erst bei Professor Much Kirtap, wie die Lebewesen alle heißen. Also jedes dieser Tiere hat einen Namen.” Gor Nairolf zeigt mit ausgestrecktem Arm auf die Tiere.

„Elefant, Giraffe, Schimpanse, Löwe, Hund, Katze, Krähe, Wolf, Pferd, Fliege, Spinne, Ameise, Floh... und so weiter und so weiter. Müsst ihr alles beim Much Kirtap pauken. Sind aber noch längst nicht alle. Es gibt Hunderttausende von Tieren, könnt ihr euch gar nicht vorstellen, was?”

Den vier Monk stehen Mund und Nasenlöcher offen, als sie sich diese unglaubliche Menge vorzustellen versuchen.

„Das glaub ich nicht!”, rutscht es Monk Slin heraus.

„Kannste ruhig glauben! Der Much Kirtap kennt sie alle und hat auch von allen Zeichnungen. Hat er selbst gemalt. Da ist er was stolz drauf, sag ich euch.”

„Du, sag mal, der Much Kirtap, ist das so einer mit riesengroßen Ohren, fast so groß wie die von dem ... na, wie heißt das Riesentier doch gleich ... ach ja, diesem Elefanten da? Und humpelt der so ein bisschen?”, fragt Monk Arual ganz aufgeregt.

„Jau, det isser!“, antwortet Gor Nairolf. „Eindeutig und unnachahmlich. Da hat sich der Schnitz-Much anscheinend mächtig verschnitzt. Muss ihm wohl ein paar mal die Klinge abgerutscht sein. Das rechte Bein hat der um mindestens `ne halbe Fußlänge zu kurz gefeilt. Wundert mich eigentlich, dass der Boss das hat durchgehen lassen.”

Mit ”Boss” meint Gor Nairolf offensichtlich den Präsidenten Much Gorantoteles. „Hatte damals wohl seinen großzügigen Tag!”, fügt Gor Nairolf noch hinzu. „Ist aber`n prima Professor, der Much Kirtap, könnt ihr echt glauben!”

„Den hab ich auf dem Flur getroffen,” erzählt Monk Arual ganz aufgeregt, „vor unserem Weltkundeunterricht bei Professor Much Etu. Er hatte drei kleine Schautafeln dabei. Alles Tiere mit Flügeln wie die da in der Luft. Das kleinste Flugtier hatte einen großen blauen Punkt auf dem Kopf, das zweite sah am Kopf fast so aus wie diese Winzlinge da,” - Monk Arual zeigt auf eine Gruppe von Mäusen, die gerade versuchen ein Loch in das Eis zu schaben, - „und der dritte war viel größer und hatte finstere Augen und mächtige Flügel.”

„Blaumeise, Fledermaus und Adler!”, sagt Gor Nairolf gelassen. „Sind drei der Lieblingstiere von Professor Much Kirtap. Nimmt er immer mit in die erste Unterrichtsstunde in eine Monk-Klasse.”

„Richtig, hat Professor Much Etu dich nicht als `Adler-Fledermaus-Blaumeisen-Wesen` bezeichnet, als du das Loch in seine Weltkarte gestanzt hast?”, fragt Monk Neelam Monk Arual.

„Ja, das hat er. Da juckt mir glatt das Kopfkraut! Jetzt kann ich mir das alles erklären,” sagt Monk Arual.

„Als der Much Kirtap vorbei war, hab ich die Augen zugemacht und dann hab ich in mir drinnen ... so irgendwo hinten im Kopf die drei Fliegetiere gesehen. Und als ich die Augen wieder geöffnet hatte, da bin ich schon durch die Luft gedüst.”

„Ich verstehe zwar nur Bahnhof, aber da hast du Recht, genauso geht das mit der Verwandlung: Man schließt die Augen, stellt sich das Tier vor, in das man sich verwandeln will, und schon ist es passiert. Ganz simpel, das Ganze!”, erläutert Gor Nairolf.

„Dann kann ich das ja schon! Aber was ich mir nicht erklären kann, ist, wie ich mich wieder so schnell zurückverwandeln konnte?”, wundert sich Monk Arual.

„Das ist schon viel komplizierter, ich denke, da wird dir der Much Etu geholfen haben“, erklärt Gor Nairolf. „Alle Professors können nämlich jeden Schüler wieder zurückholen. Ist gut so! Sonst müssten manche ihr Leben lang z.B. als Spinne herumkrabbeln. Sind schon viele Anfänger bei der Rückverwandlung kläglich gescheitert.”

„Ja, so wird es gewesen sein,” murmelt Monk Slin vor sich hin, „wie geht das denn mit der Rückverwandlung?”

„Das lernt ihr, wenn der Much Kirtap mit den Spiegeln auftaucht. Lasst euch überraschen!”, sagt Gor Nairolf.

„So Freunde, ich muss, Menschenkunde beim Much Maharba! Der Geheimgang nach draußen ist da hinten unter dem Eistisch in der Ecke. Mündet direkt auf euren Spielplatz, unter einer Bank. Man trifft sich, schaut mal wieder rein, hab immer Zeit für euch, erst recht wenn`s frisches Kopfgemüse gibt.”

Und damit ist Gor Nairolf verschwunden. Vor ihren Füßen sitzt nun plötzlich ein kleines, niedliches, rostbraunes Tierchen mit einem buschigen Schwanz auf seinen Hinterläufen. Es zwinkert zweimal mit den Knopfaugen und hoppelte davon.

„So, wir müssen auch, gleich fängt die erste Stunde in Verwandlungskunde bei Professor Much Kirtap an. Los, ab durch den Gang!”, fordert Monk Neelam die anderen zum Gehen auf.

„Sagt mal, wo ist eigentlich Monk Asiul?”, fragt da Monk Slin. Die drei schauen sich suchend um. Von Monk Asiul keine Spur. Das Einzige, was Arual sofort auffällt, ist, dass jetzt auf einmal zwei Elefanten bei den Eisbänken stehen.

„Verdammt! Ich glaube, jetzt haben wir ein dickes Problem!”, sagt Monk Arual.

 

 

6. Das dicke Problem

„Und unser dickes Problem hat einen Rüssel!”, fügt er aufgeregt hinzu.

Monk Neelam und Monk Slin schauen Monk Arual ungläubig an.

„Du meinst doch nicht etwa...”, stottert Monk Slin.

„Doch, das meine ich! Ich befürchte, der zweite Dickhäuter da ist Monk Asiul!”, spricht Monk Arual seine Vermutung aus.

„Das darf doch nicht wahr sein, da welkt mir glatt mein Kopfkohl!”, sagt Monk Neelam. „Was machen wir denn nun? Wenn ich Gor Nairolf richtig verstanden habe, kann sich ein Monk erst zurückverwandeln, wenn er es bei Professor Much Kirtap gelernt hat. Monk Asiul schafft das doch niemals alleine!”

Monk Neelam drückt aus, was den anderen ebenso klar ist.

„Zuerst müssen wir irgendwie herausbekommen, ob wir uns nicht vielleicht doch irren,” gibt Monk Slin zu bedenken. „Ich frage mich nur, wie? Die Tiere sprechen doch nicht unsere Sprache.”

Die drei Freunde wirken sehr ratlos. Da hat mal wieder Monk Arual eine Idee. „Aber vielleicht können sie uns verstehen! Los, wir probieren das mal! Vielleicht mit dieser kleinen Maus da.”

Monk Neelam rutscht auf den Knien ganz nahe an eine Maus heran, die gerade damit beschäftigt ist, ein Loch in die dicke Eiswand zu scharren.

„Hey, du kleines Mäuslein, kannst du mich verstehen?”

Augenblicklich hört die Maus auf zu scharren, schaut Monk Neelam ins Gesicht und piepst ganz leise.

„Das kann Zufall gewesen sein!”, wendet Monk Arual ein. „Wir müssen es anders probieren.“

Auch Monk Arual kniet sich nun vor den Winzling auf den Boden.

„Hör mal, kleine Maus, wenn du mich verstehen kannst, dann hüpf doch zum Beweis auf meine Hand!”, sagt er und legt sie flach vor die Maus auf den Boden. Und tatsächlich, die Maus hüpft ohne zu zögern auf Monk Aruals Hand. Der steht auf und führt sie mitsamt der kleinen Maus zu seiner Schulter.

„Hüpf auf meine Schulter, kleine Maus!”, spricht er sie an und keck hüpft das kleine Tier von der Hand hinüber und krallt sich an Monk Aruals Weste fest.

„Die ist ja wirklich süß”, sagt Monk Neelam, „und sie hat dich tatsächlich verstanden. Sag ihr doch, sie soll sich zurückverwandeln, dann könnte der Gor uns ja vielleicht einen Rat geben.”

„Gute Idee!”, sagt Monk Arual und dreht seinen Hals der kleinen Maus entgegen. „Würdest du bitte so freundlich sein und dich uns als Gor zeigen, um uns zu helfen. Wir brauchen dringend deinen Rat!”

Das ist ein bisschen unüberlegt, worum Monk Arual da gebeten hat, denn das Erfüllen dieser übereilten Bitte führt zu einem unerwarteten Ergebnis und löst bei Monk Slin und Monk Neelam einen so großen Lachanfall aus, dass ihnen die Tränen in die Augen schießen. Die Maus entspricht nämlich Monk Aruals Bitte augenblicklich, und...

plötzlich sitzt auf Monk Aruals rechter Schulter ein ziemlich stämmiger Gor im Grätschsitz, das eine Bein auf Monk Aruals Bauch, das andere auf der Rückenseite. Darauf ist Monk Arual natürlich nicht vorbereitet. Die unvermutet eingetretene Last auf seiner Schulter bringt ihn ins Wanken, er taumelt kurz und dann krachen die beiden hart auf den Boden. Der Mäuse-Gor liegt obenauf und sein dickes Hinterteil kommt direkt unterhalb von Monk Aruals Nase zu liegen.

„Angenehm, ich heiße Gor Iser. Freu mich, dich kennen zu lernen!”

Da gibt es auch für Monk Arual kein Halten mehr. Auch er muss nun über diese seltsame Situation und Gor Isers Witz herzlich lachen. Gor Iser dreht sich seitlich von Monk Arual hinunter, steht auf und hilft ihm auf seine kleinen Beine.

„Hallo, ich bin...”, will Monk Arual sagen.

„Ich weiß, du heißt Monk Arual und deine Freunde heißen Monk Neelam und Monk Slin und ihr drei vermisst euren kleinen Freund Monk Asiul. Hab euch schon die ganze Zeit belauscht,” unterbricht Gor Iser ihn.

„Ist denn der Koloss da Monk Asiul?”, fragt Monk Neelam den Gor und Iser erwidert, dass er das nicht wisse.

„Da müsst ihr den Dickhäuter schon selber fragen. Wird sich schon irgendwie verständlich machen, so wie ich als Maus.”

Also gehen die drei mit Gor Iser hinüber zu dem Elefanten und fragen ihn, ob er Monk Asiul sei. Der Dickhäuter nickt mit seinem mächtigen Kopf und unterstreicht sein „Ja” mit einem mächtigen Trompetenstoß aus seinem steil nach oben gereckten Rüssel.

„Dumme Sache für euch, so wie ich das sehe, kann hier nur Professor Much Kirtap helfen,” sagt Iser und dann erklärt er ihnen das Gleiche, was ihnen Gor Nairolf auch schon gesagt hatte, dass nämlich die Zurückverwandlung erst tausend Mal bei dem Much Kirtap geübt werden muss, bis sie endlich alleine klappt.

„Tja, dann müssen wir den Dicken eben mit rüber zu uns zum Monk-Gebäude nehmen!”, schlussfolgert Monk Slin. „Nur durch den Eistunnel passt dieses mächtige Viech natürlich nicht!”

„Es ist zum Kopfkraut-Ausreißen! Daran habe ich ja noch gar nicht gedacht! Was machen wir denn jetzt?”, ruft Monk Neelam gereizt und in seiner Stimme klingt schon so etwas wie Resignation mit.

„Ihr müsst schon durch den Haupteingang, etwas anderes bleibt euch wohl kaum übrig! Ich schaue mal nach, ob da eine Aufsicht steht!”, bietet sich Gor Iser sofort an und schon düst er aus der Halle in den Flur in Richtung Haupteingang. Nach wenigen Augenblicken ist er wieder da.

„Also, da steht jetzt einer. Ich lenke ihn ab. Mir wird schon was einfallen. Packt euren dicken Monk Asiul am Rüssel und zerrt ihn hier raus. Gebt mir aber ein wenig Zeit!”, drängt jetzt Gor Iser, denn auch für ihn fängt gleich der Unterricht an. Die drei Monk bedanken sich noch schnell bei Gor Iser, dann packen sie zu dritt den Rüssel des Dickhäuters und gehen schon einmal langsam in Richtung Flur.

„Mach uns nur keine Probleme, Monk Asiul, sonst mähe ich dir deinen leckeren Kopfsalat ab!”, droht der ebenfalls etwas genervt wirkende Monk Arual.

Der Elefant nickt leicht und gibt somit anscheinend zu verstehen, dass er sich der heiklen Situation schon bewusst ist. Die drei Monk warten mit ihrem übermächtigen Freund noch eine Weile am Ausgang des Aufenthaltssaales, dann lugt Monk Neelam vorsichtig um die Ecke.

„Die Luft ist rein. Los, ab geht`s durch die Mitte!”, gibt er Anweisung.

Der dicke Elefant gehorcht sofort. Laut stampfend setzt er sich erstaunlich flink in Bewegung. Das Eis dröhnt und erzittert bei jedem Schritt. Die drei Monk haben mit ihren kurzen Beinen größte Schwierigkeiten, dem Koloss zu folgen. Ungebremst rennt der Dicke auf das Eingangstor zu. Der in einen Elefanten verwandelte Monk Asiul scheint sich seiner mächtigen Größe nicht bewusst zu sein. Wahrscheinlich hält er deshalb das Eingangstor auch für ausreichend groß.

„Gleich knallt`s!”, befürchtet Monk Arual, als er erkennt, dass die Größe des Haupteingangs wohl kaum für die mächtigen Ausmaße Monk Asiuls ausreichend sein kann.

„Breeeeeeeems!”, brüllt er, so laut er kann.

Doch da ist es schon zu spät. Ohne auch nur wenigstens geringfügig langsamer zu werden, dringt das Riesentier ins Freie, reißt dabei links und rechts die mächtigen Eispfosten um, so dass auch der darauf ruhende Türsturz mit lautem Krachen und Knirschen zu Boden knallt. Einige darüber liegende Eisblöcke lösen sich nun auch und da, wo sich noch vor wenigen Augenblicken eine für kleine Monk schon recht große Eingangstür befand, klafft nun ein Scheunentor großes Loch, durch das nun mühelos zwei Elefanten hindurch passen könnten, und zwar nebeneinander.

„Verdammter Elefanten-Mist, das gibt Ärger!”, zischt Monk Neelam verärgert durch die schmalen Lippen. Die drei Freunde waren Ohren zuhaltend und mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen im Vorflur des Gor-Gebäudes zurückgeblieben, als die mächtigen Eisbrocken hinunterkrachten.

„Bloß weg hier!”, befiehlt Monk Arual jetzt.

Eilig überwinden die drei Freunde den riesigen Berg aus zerborstenem Eis. Ihr Elefanten-Freund ist nun zum Glück doch noch einige Meter vor dem Gebäude zum Stehen gekommen. Er hält den Kopf seitlich nach hinten geneigt und tänzelt aufgeregt von einem klobigen Fuß auf den anderen. Anscheinend begreift er jetzt das ganze Ausmaß seiner Handlung.

Als seine hektisch wirkenden drei Freunde zu ihm aufschließen, kapiert er sofort, dass es nun schnell gehen muss. Einen nach dem anderen hebt er mit seinem langen Rüssel auf den Rücken und schon donnert er so schnell los, wie er nur kann. Die Monk haben die allergrößte Mühe, sich auf dem Rücken des mächtigen Tieres festzuhalten. Bei jedem Schritt des riesigen Elefanten heben sie gut einen halben Meter vom Rücken des Dickhäuters ab, um dann wieder höchst unsanft zurückzuklatschen. Deshalb haben sie große Probleme, sich auf dem Rücken des Tieres zu halten. Monk Asiul bemerkt die Not seiner Freunde und legt seinen langen Rüssel über seine Stirn zurück, so dass Monk Neelam sich daran festhalten kann. An ihm findet Monk Slin Halt und Monk Arual hat die kurzen Arme um Monk Slins Bauch geschlungen.

Das Heidengetöse der zerborstenen Tür hat im Gor-Gebäude natürlich für Aufsehen gesorgt. Als der Elefant durch das für ihn deutlich zu kleine Eingangstor geprescht ist, hat das ganze Haus gezittert. Aus allen Klassenräumen strömen nun Gor-Schüler und Professoren zum Ort des Geschehens. Aber sie sehen den dicken Elefanten nur noch von hinten und immer kleiner werdend, da er sich erstaunlich schnell entfernt. Deutlich zu sehen ist jedoch, dass sich auf seinem breiten Rücken drei kleine Wesen nur mit der allergrößten Mühe festhalten können.

Monk Arual schaut zurück und kann sehen, wie immer mehr Gor am deutlich vergrößerten Eingangstor zusammenströmen.

„Hoffentlich hat uns keiner erkannt!“, denkt er voller Hoffnung.

„Wi...hier ko...hom...men zu...hu  spä...hät zu..hur Vo..hor..les...su  ung,” brüllt Monk Slin mit besorgter Stimme in dem Rhythmus, welchen das schaukelnde Riesentier vorgibt. „De..her Pro...hof...es..sor..sor Mu..huch Kir...rr...ta..tap ha..hat sch...o...hon ange...fan...ge..gen.”

Die beiden anderen wissen das natürlich auch, denn das Signal zum Unterrichtsbeginn ist mittlerweile auch bei ihnen schon zweimal angekommen.

„Das hat aber auch einen kleinen Vorteil”, macht Monk Neelam den Versuch einer Beruhigung und seine Worte sind genauso abgehackt wie die vorher bei Monk Slin.

„Die anderen Monk sind alle schon in den Klassenräumen.”

Und so ist es auch, der riesige Spielplatz ist wie leer gefegt.

„Das ist auch unser einziges Glück,” merkt Monk Arual an, „stellt euch mal vor, die könnten uns jetzt so sehen. Das wäre mein endgültiger Untergang.”

Die drei unfreiwilligen Reiter sind froh, als der verwandelte Monk Asiul endlich vor dem Eingang ihres Schulgebäudes zum Stehen kommt.

„Brav, Monk Asiul!”, sagt Monk Arual, dankbar und erleichtert darüber, dass der dicke Elefant nicht noch einmal den gleichen Fehler macht und auch noch das Tor des Monk-Gebäudes gewaltsam vergrößert. Mit der einen Hand reibt er sich sein arg geschundenes Hinterteil, mit der anderen krault er seinem Freund zärtlich hinter den riesengroßen Ohren, dann wird auch er vom Rüssel des Riesentieres endlich sanft zu Boden gehievt.